Ein digitales System für Schulbücher
Mit dem Redesign der Hölder-Pichler-Tempsky Website durften wir zum zweiten Mal die Digitalisierung der Prozesse bei HPT begleiten. Nach einem ausgiebigen Start-Workshop und einer User:innen Analyse der bestehenden Daten, wurde die digitale Experience rund um die Suchfunktion der Website aufgebaut. Die Suche als zentrales Feature um die passende Literatur für Lehrer:innen und Schüler:innen zu finden.
Projekt auf einen Blick
Das Online-Portal des Schulbuchverlags integriert zwei Plattformen für Unterrichts- und Lernunterlagen für Schüler:innen und Lehrpersonen, das E-Book-Ökosystem des Verlags, ein Tool zum Erstellen von Prüfungsunterlagen und Arbeitsblättern, eine mobile App für Vokabeltraining sowie einen Webshop auf einer einheitlichen Drupal-Plattform.
Konzept
Eine SOLR-basierte Suche im umfangreichen Verlagsprogramm und im Trainingsmaterial sowie Single-Sign-On über einen zentralen Identity Provider gewährleisten ein konsistentes und performantes Nutzererlebnis über alle Bereiche hinweg.
Architektur
Entgegen dem Branchentrend zur verstärkten Integration kommerzieller Lösungen internationaler Konzerne setzt der Verlag bewusst auf Open Source und behält damit die vollständige Kontrolle über Daten, Architektur und Erweiterbarkeit.
Mit der bewussten Wahl der klassischen Architektur ist es in diesem Projekt gelungen, für einen Auftraggeber aus dem KMU-Bereich eine anspruchsvolle und doch kosteneffiziente Lösung umzusetzen.
Zentrale Benutzerbasis & Systemintegration
Alle Systeme des Verlags - die Website selbst, die E-Book- und Lernplattformen, Handy Apps für Vokabeltraining, sowie ein Tool zum Generieren von Prüfungen - greifen auf eine gemeinsame Benutzerbasis über einen zentralen Identity Provider - eine Drupal Instanz als Simple OAuth2 & OpenID Connect Server - zu, wodurch Rollen, Berechtigungen und der Zugriff auf Lehr‑ und Lernmaterialien konsistent und sicher gesteuert werden.
Zentrale Suchfunktion
Die Sicht der User:innen ist uns im UX-Design Prozess ein besonderes Anliegen. Mit verschiedenen Workshoptypen und Usertests erarbeiten wir eine Strategie um das digitale Erlebnis für die User:innen zu optimieren und den Workflow für die Websitebetreiber möglist effizient zu gestalten. Bei HPT zeigten uns die Performancedaten, dass die Suchfunktion einen hohen Stellenwert bei den User:innen einnahm.
Search API in Kombination mit einem SOLR Server ermöglicht performante, facettierte Recherchen im Verlagsprogramm, Zusatzmaterialien und Produkten.
Also konzipierten wir eine einfach zu bedienende Suche mit Facettenfilter, die die User:innen mit wenigen Klicks zum gewünschten Ergebnis führt.
Strukturierte Inhalte & Durchgängige Workflows
Im Lektorat, im Serviceteam und im Verkauf werden Inhalte, Schulbücher, Produktdaten und Bestellungen täglich in einer vom Verlag selbst entwickelten Fachanwendung gepflegt und über definierte Schnittstellen und Migration Pipelines in das Drupal-System übertragen. Dort werden die externen Daten in strukturierten Entitäten (z.B. Schulbücher, News, Lehr- und Lernmaterialien, Zusatzmaterialien, Schultypen, Produktvarianten) transformiert. Die Veröffentlichung erfolgt ausschließlich aus Drupal heraus, sodass das interne Content Management Tool selbst nicht öffentlich zugänglich sein muss. Dadurch bleibt die Hoheit über sensible Redaktions-, Service- und Verkaufsdaten gewahrt, während die Website stets mit verlässlichen, synchronisierten Inhalten versorgt wird.
Verlinkung & Navigation
Die Drupal-Entitäten verknüpfen Lernmaterialien, Bücher und Shop-Produkte miteinander und übersetzen interne Arbeitsabläufe in benutzerfreundliche Prozesse. Gedruckte Links und QR-Codes aus Büchern bleiben funktionsfähig und führen Nutzer zuverlässig zu digitalen Zusatzmaterialien.
Ein System, das mitwächst
Die Schulbuchplattform von Hölder-Pichler-Tempsky steht auf modularen Beinen und kann den Anforderungen des Unternehmens und der Zeit entsprechend skaliert werden. Für die Architektur der Plattform war uns Design (Nutzer:innenführung) und die Zentralisierung der Arbeitsprozesse für das Unternehmen wichtig. Die Produktpalette aus hunderten Schulbuchtypen und Lernmaterialien wird durch smarte Kategorisierung und zentrale Verwaltung zum effizienten Management-Prozess.
Performance & Systemverbesserung
Von Benutzerinnen und Benutzern wurde in der Vergangenheit oft die schlechte Performance der Suche im Verlagsprogramm während Spitzenzeiten bemängelt. Die langsame SQL-Suche wurde durch einen performanten SOLR Server abgelöst, der kürzere Ladezeiten und besseres Ranking der Suchergebnisse und damit eine verbesserte User Experience liefert.
Die Lernplattform wurde ausgebaut, modernisierte Media Player wurden integriert und neue Möglichkeiten zur Präsentation didaktischer wurden in Form neuer Paragraph Types (Videogalerie, Bildergalerie, Downloads, etc.) integriert.
Der Relaunch führte ein frisches, modernes Design sowie eine überarbeitete Struktur ein, die konsequent an die neue Corporate Identity angepasst wurde. Barrierefreiheit ist heute keine optionale Zusatzfunktion mehr, sondern eine verpflichtende Vorgabe gemäß EU-Verordnung. Das neu entwickelte Theme der Plattform setzt vollständig responsive Layouts um, die eine optimale Nutzererfahrung auf Smartphones, Tablets und Desktop-Geräten gewährleisten, wobei aktuelle Barrierefreiheitsstandards gemäß WCAG 2.1 AA umfassend berücksichtigt werden. Für das Jahr 2026 ist eine Accessibility-Roadmap geplant, die die Einhaltung der strengeren WCAG 2.1 AAA-Konformität sicherstellen soll.
Open Source statt proprietärer Services gewährleistet Datenhoheit, vermeidet Vendor-Lock-ins und ermöglicht bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Plattform.
Ein zentraler Identity Provider eliminiert doppelte Benutzerkonten mit unterschiedlichen Profil- und Zugangsdaten und regelt systemübergreifend alle Berechtigungen. Benutzer:innen können ihre Profile zentral verwalten und erhalten einheitlichen Zugang zu sämtlichen Systemen, ohne sich an allen Systemen getrennt anmelden zu müssen.
Neben funktioneller Verbesserungen, wurde auch das Schriftbild der Verlagsplattform angepasst. Unserem Designteam war eine zeitlose und klare Typografie wichtig.
Heterogene Nutzerbedürfnisse & komplexe Datenherausforderungen
Die Persona-basierten Nutzerbefragungen zeigten signifikante Unterschiede in den User Experience Requirements verschiedener Stakeholder-Gruppen, teilweise abhängig von Alter und digitaler Kompetenz. Während langjährige Portal-Nutzer verlags-spezifische Begriffe und klassische Seitenstrukturen bevorzugen, erwarten neue Nutzer:innen moderne Benutzeroberflächen und allgemein verständliche Bezeichnungen.
Das neue User Interface implementiert ein accessibility-first Design mit Blick auf diverse Nutzergruppen von Schüler:innen bis zu pensionierten Lehrkräften. Dabei kommen bewährte Navigation Patterns und moderne Discovery-Elemente zum Einsatz, um eine stimmige User Journey zu gewährleisten.
Die Zusammenführung historisch gewachsener Nutzer-Datenbestände in den verschiedenen Systemen des Verlags erforderte eine komplexe Migration. Hauptprobleme waren doppelte Benutzerkonten teilweise mit unterschiedlichen E-Mail Adressen oder geänderten Titeln oder Nachnamen sowie inaktive Accounts ehemaliger Nutzer und ID-Konflikte zwischen den Plattformen.
Auch herausfordernd waren GDPR-Compliance-Aspekte: Viele historische Accounts existierten ohne Marketing-Einverständnis, was eine nachträgliche Einholung von Zustimmungen oder entsprechende Datensatz-Kennzeichnungen für DSGVO-konforme Kommunikation erforderlich machte.
Systemübergreifende Authentifizierung & rollenbasierte Zugriffskontrolle
Die Integration des Identity Providers, basierend auf OpenID Connect, stellte eine wesentliche Herausforderung des Projekts dar. Dieser zentrale Authentifizierungsmechanismus musste reibungslos mit mehreren unterschiedlichen Systemen harmonieren, darunter die Drupal‑basierte Lernplattform, der Webshop, die E‑Book‑Plattform sowie mobile Anwendungen des Verlags. Dabei gilt es, eine konsistente und sichere Nutzererfahrung zu gewährleisten, indem Rollen‑, Zugriffs‑ und Preiskontrollen systemübergreifend synchronisiert werden.
Besonders komplex gestaltet sich die Implementierung unterschiedlicher Nutzerrollen mit spezifischen Berechtigungen: Lehrkräfte erhalten Zugang zu anderen Materialien und Preisstrukturen als Schüler:innen oder Eltern, wobei die Verifizierung der Lehrerrolle über externe Schulkennzahlen‑Services erfolgt. Technisch erforderte dies den Aufbau robuster Schnittstellen, die Skalierbarkeit unter hoher Nutzerzahl sichern und gleichzeitig Datenschutzanforderungen erfüllen, während die verschiedenen Systeme nahtlos miteinander kommunizieren und Ausfallzeiten minimiert werden.